Die Priesterbruderschaft macht weiter
Eine andere Prüfung kommt über Erzbischof Lefebvre und sein noch zerbrechliches Werk, als ihn zu Beginn des Studienjahres 1976 Teile der Professorenschaft verlassen. Erzbischof Lefebvre entscheidet sich, selbst die Leitung des Seminars von Ecône zu übernehmen, mit neuem Lehrkörper. Zum Beginn des Studienjahres 1977 stammen alle Professoren aus der Priesterbruderschaft.
Mit dem Beginn des Studienjahres 1975 war in Weissbad im Kanton Appenzell ein deutschsprachiges Seminar eröffnet worden, dessen Leitung Pater Franz Schmidberger übernommen hatte. Im Oktober 1977 zählte die Priesterbruderschaft 40 Priester, 150 Seminaristen, 20 Niederlassungen und drei Seminare (Ecône und Weissbad in der Schweiz, Armada in den Vereinigten Staaten). 1978 wurde das Seminar von Weissbad nach Zaitzkofen in Bayern (Deutschland) verlegt. Im folgenden Jahr wurde das Seminar von Buenos Aires mit zwölf Seminaristen im Spiritualitätsjahr gegründet. Das Seminar von Armada zog um nach Ridgefield, 100 Meilen von New York entfernt. Erzbischof Lefebvre verlässt die Leitung des Seminars in Ecône und lässt sich in Rickenbach (Kanton Solothurn) nieder, wo sich dann auch das Generalhaus befindet. Pater Tissier de Mallerais übernimmt die Leitung des Seminars.
Die Kontakte mit Rom waren durch die Suspendierung von 1976 nicht unterbrochen worden. Es dauerte aber bis zur Wahl Johannes Pauls II., des jungen Papstes aus Polen, bis einige Hoffnung auf ein Einvernehmen gehegt werden konnte. Tatsächlich skizzierte Erzbischof Lefebvre nach einer Audienz im November 1979 eine Formulierung, welche seinen illustren Gesprächspartner wohl hätte zufriedenstellen müssen. Er spricht vom „im Lichte der Tradition empfangenen II. Vatikanischen Konzil“. Der anwesende Kardinal Seper jedoch interveniert, um die Haltung des Prälaten aus Ecône anzuprangern, der „aus der Messe seine Fahne macht“, wie Kardinal Seper in polemischem Ton sagt. Die Unterhaltung dauert dann nicht lange. Im Jahre 1980 zählt die Priesterbruderschaft 82 Priester und einen Bischof.
Ein neuer Generaloberer
Während einer Predigt anlässlich der Priesterweihen in Ecône gibt Erzbischof Lefebvre bekannt, dass Pater Schmidberger, den er im Vorjahr zu seinem Generalvikar designiert hat, von diesem Tag an seine Stelle als Generaloberer der Priesterbruderschaft antreten werde.